Rhythmica – Silvia Liberto

Die Kraft des Trommelns * Dozentin auf dem KJP Lindau 2023

Es war ein ganz wunderbares Erlebnis mit Thearapeuten, Psychologen und Ärzten die Kraft der Trommel zu erfahren. Es ging darum vom ersten Tormmelschlag über Rhythmus, Stimme und der Trommel, den Klang in sich zu entfalten und den eigenen Rhytmus zu finden. Dabei werden nicht selten eigene ganz tiefe Themen berührt und durfen gesehen und über Klang auch transformiert werden.

Musik als Medizin

In den vergangenen Jahren sind bedeutende Fortschritte sowohl in der Forschung als auch in der klinischen Anwendung von Musik in der Medizin erzielt worden. Es liegen zuverlässige Beweise dafür vor, dass Musik und Rhythmus eine reproduzierbare Wirkung ausüben und über wertvolle therapeutische Eigenschaften verfügen.

Musik hat nicht nur chemische Effekte auf unser Gehirn. Musikalische und strukturelle Reize sorgen dafür, dass sich die Nervenzellen in unserem Gehirn neu verschalten und sich die Hirnareale so besser miteinander vernetzen. Diese Neuroplastizität kann dafür sorgen, dass geschädigte Bereiche, zum Beispiel nach einem Unfall oder Schlaganfall, teilweise wieder ausgeglichen werden, weil sich Nervenzellen und Nervenbahnen durch die Neuroplastizität alternative Wege suchen können und sich neu verbinden. Musik wird zum Beispiel auch in der Schmerztherapie eingesetzt, da die ausgeschütteten Hormone dazu beitragen können, das Schmerzempfinden zu kontrollieren. Dadurch können Schmerzen erträglicher werden.

Ich beschäftige schon seit Jahren mich mit körper- und klangorientierter Arbeit und bin davon überzeugt, mit meiner Rhythmus- und Klangarbeit wesentlich zur Genesung und Erhaltung der Gesundheit von Menschen beitragen zu können.

Ziel meiner Arbeit ist es, mit Klängen, Gesang und Rhythmus den Menschen emotional zu erreichen. Sei es Patienten, bei denen ein verbaler Dialog nicht oder schwierig möglich ist. Sei es, um Entspannung zu ermöglichen und positive Gefühle zu wecken und Schmerzen zu lindern. Die Arbeit mit Rhythmus ist multidimensional. Musik findet über Rhythmen und Töne den Zugang zu Ressourcen und eigenen Potentialen. Sie bricht Blockaden auf, lässt Menschen Affekte ausleben, schafft Platz für Problembewusstsein und gibt Schub für neue Kreativität.

In der Schmerzklinik in Ichenhausen habe ich selbst schon beeindruckende Erfahrungen auf diesem Gebiet gemacht. Eine Schlaganfallpatientin, deren linke Körperhälfte und das Hören sehr beeinträchtigt waren, konnte nach ca. einer halben Stunde mehrdimensionaler Rhythmus- und Stimmarbeit mit der beeinträchtigten Hand in erstaunlich exakter Weise im Rhythmus rasseln und singen. Zudem konnte sie plötzlich alles sehr gut hören und verfolgen.

"Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist." -Victor Hugo-

Es gibt kaum ein anderes Musikinstrument, das über so viele Klang- und Ausdrucksmöglichkeiten verfügt und zugleich so direkt mit dem Körper, dem Geist und den Gefühlen verbunden ist wie die Stimme.

Schon seit Jahrhunderten besteht das Wissen in alten Kulturen, dass die Stimme ein mehrdimensionales Instrument ist. Sie ist in der Lage, die Menschen zu bereichern, indem sie das individuelle Wachstum, die eigene Kreativität, Lebensfreude und – kraft fördert und die Heilung psychischer und physischer Störungen unterstützt.

Die Kraft der Stimme wandelt und bewegt. Dabei spielen stimmliche Attribute wie „schön“ oder „normal“ keine Rolle. Dies kann durch nonverbales Singen und Tönen über Vokale oder durch Singen von Liedern und Mantren entstehen. Das schafft Verbindung zu sich selbst.

Gelingt es, durch die Arbeit mit der Stimme Veränderungen im Umgang mit dem Körper zuzulassen, wirkt sich dies oft auch auf der geistig-seelischen Ebene aus. Durch das Loslassen von Körperhaltungen, durch Veränderungen in der Körperwahrnehmung, durch die veränderte Beweglichkeit von Kehlkopf und Stimmbändern und die damit verbundene veränderte Schwingungsfähigkeit erweitern und verändern sich auch die Haltungen und Einstellungen im täglichen Leben.

“Ein wichtiges Element beim Einsatz von Musik als Medizin, ist die Lernfähigkeit des Gehirns"

Ziele der heilenden Wirkung von Musik:

 
  •  Aktivierung eigener Ressourcen
  • Tonregulation und Entspannung
  • Förderung von Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsleistungen
  • Förderung von Selbstwahrnehmung und Selbsterleben
  • Förderung der Neuroplastizität: Erneuerung der neuronalen Verschaltungen
  • Förderung von Kognition und Handlungsplanung
  • Erweiterung der sprachlichen und nichtsprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten
  • Verbesserung der Bewegungskoordination
  • Emotionale Entlastung und Stabilisierung
  • Stärkung der Resilienz
  • Förderung von Selbstwertgefühl und Selbstakzeptanz
  • Unterstützung in der Krankheitsverarbeitung
  • Schmerzlinderung
  • Stärkung des Immunsystems
  • Beruhigung des Nervensystems
  • Beim Singen werden Beta-Endorphine ausgeschüttet
  • Körperrhythmen fangen an sich wieder zu synchronisieren und zu rekalibrieren (Beispielsweise Blutdruck, Puls, Atmung und peripherer Durchblutung)
Sowohl in der Schmerzklinik in Ichenhausen als auch im RKU in Ulm konnte ich mit Schmerzpatienten, Patienten in der neorologischen Geriatrie und im Querschnittsgelähmtenzentrum schon einige Erfahrungen  mit der heilsamen Wirkung von Musik sammeln und sehr positve Auswirkungen beobachten.